Auch am Tag danach ist es noch schwer das Landespokalspiel der U19 gegen den FC Eilenburg in Worte zu fassen. Der Pokal hat ja bekanntlich “seine eigenen Gesetze”, dass diese Worte nicht nur leere Phrasen sind, bewahrheitete sich am Sonntag auf dem Sportplatz in Panitzsch. Wer dieses Spiel nicht live vor Ort gesehen hat, der hat wirklich etwas verpasst.
Schon in der 1. Runde Ende August konnte man für einen kleine Überraschung sorgen, als man in Taucha den leicht favorisierten FC Grimma mit 1:0 geschlagen hatte. Die Auslosung brachte uns ein sehr attraktives Los, aus der höherklassigen Landesliga war der FC Eilenburg nun in Runde 2 der Gegner der U10 SpG Taucha/Panitzsch-Borsdorf.
Wir blicken zurück – es ist Freitagabend – 19 Uhr – Kunstrasen Taucha, 24 Spieler begrüßte das Trainerteam zum Abschlusstraining – die Jungs sind spürbar heiß – dies merkte man bereits an diesem Abend. Jeder wollte in den 18er Kader und es ist Woche für Woche “Schwerstarbeit” für die Trainer diesen zu nominieren.
Doch nun rein die Partie am Sonntag, bei herrlichen äußeren Bedingungen zog es für ein A-Jugendspiel eine beachtliche Anzahl von knapp 80 Zuschauern auf den Sportplatz nach Panitzsch. Die Gastgeber zeigten von Minute 1 an, dass sie ihre Chance wahrnehmen wollten und den Einzug in die nächste Runde als Ziel hatten. Jonathan Saewe kam in der 7. Minute über rechts in den Strafraum, entschied sich für einen Querpass im letzten Moment spitzelte ein Abwehrspieler der Eilenburger den Ball vor dem einschussbereiten Justin Stelzner weg.
Weiter ging es nur in eine Richtung, die ersten 25 Minuten gehörten klar der Heimmannschaft. Justin Stelzner spielte perfekt in die Schnittstelle auf Jonathan Saewe, dessen erster Kontakt sprang jedoch zu weit nach vorn, so dass der Torwart eher am Ball war. Kurz darauf war erneut Stelzner im Vordergrund, aus halblinker Position scheiterte er im 1 gegen 1 am Gästetorwart.
Schock dann in der 25. Minute nach einem Zusammenprall blieb Tim Wenzel am Boden liegen, er bekam unglücklich bei einem Zusammenprall das Bein des Gegner in die Rippen, beim Versuch ihn aufzurichten, sackte Tim auf dem Platz zusammen. Das Spiel war minutenlang unterbrochen, er wurde noch während der ersten Halbzeit vom eintreffenden Rettungsdienst ins Krankenhaus nach Wurzen gebracht. Entwarnung an dieser Stelle, es sind keine Rippen gebrochen und Tim kehrte sogar eine Stunde nach dem Spiel zwar noch ein wenig angeschlagen, doch im Großen und Ganzen wohlerhalten aus dem Krankenhaus zurück. Großer Dank an alle Ersthelfer, die sofort zur Stelle waren – da wird der Fußball zur Nebensache!
Dieses Negativerlebnis wirkte sich auch auf das Spielgeschehen aus, die Partie kippte nach Wiederanpfiff deutlich in die andere Richtung, in dieser Phase war Eilenburg deutlich stärker und dem Führungstreffer näher. Durch einfache Fehler baute man den Gegner auf und Leopold Mittelberger im Tor der Panitzscher war kurz vor der Halbzeit ein vielbeschäftigter Mann auf dem Platz.
Die Halbzeitansprache war zwei geteilt, es gab lobende Worte für die ersten 25 Minuten, jedoch auch einiges an Kritik für den Auftritt nach der Spielunterbrechung. Karl Remler ersetzte den angeschlagenen Lukas Jäckel in der Innenverteidigung. Eilenburg kam unverändert aus der Kabine und was sich Ende des 1. Durchgangs anbahnte, wurde dann gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit Gewissheit. In der 50. Minute ging der Landesligist nicht ganz unverdient mit 1:0 in Führung. Tristan Hanschmann und wenig später Elias Pörtzel, der zu seinem ersten Saisoneinsatz kam, sollten dann nach ca. 1 h das Offensivspiel nochmal beleben. Die Jungs legten den Schalter nun auch wieder um, wussten hier weiterhin, dass noch gar nichts verloren war. Genau in dieser Phase fiel das 2:0 für Eilenburg. In der 67. Minute nutzte der Gast einen haarsträubenden Abspielfehler aus dem eigenen Strafraum heraus gnadenlos aus.
Justin Stelzner wurde kurz darauf als letzter Mann vom Abwehrspieler umgerissen, der Schiedsrichter erkannte die Vorteilsituation, doch Hannes Werner setzte den Ball knapp neben das Tor. Danach wurde es turbulent, wieder war es der unermüdliche Justin Stelzner, nachdem er 2-3 Gegenspieler stehen ließ, scheiterte er erneut am glänzend haltenden Torwart. Nun wurde es unübersichtlich – letztlich hielt ein Feldspieler den Schuss von Elias Pörtzel mit der Hand auf der Linie, gefühlt standen alle Spieler im Strafraum, doch anstatt auf Elfmeter und Platzverweis entschied das Schiedsrichtergespann auf Abseits, schwierig zusehen, doch wenn sowohl Feldspieler und Torhüter innerhalb weniger Sekunden auf der Linie klären, ist eine Abseitsstellung fast unmöglich.
Man konnte die Entscheidung zwar nicht gänzlich nachvollziehen, doch es musste weitergehen. In der 75. Minute dann endlich der mehr als überfällige Anschlusstreffer. Jannik Lehmann verkürzte auf 2:1 – nun war alles wieder offen. Einige Spieler schon von Krämpfen geplagt, holte jegliche Reserve aus sich heraus. Angetrieben von den Zuschauern und von der Ersatzbank rollte nun Angriff auf Angriff in Richtung Eilenburger Tor und in der 87. Minute sollte der Ausgleich fallen. Tristan Hanschmann mit einem überragenden Solo, das Tor gehört mindestens zur Hälfte ihm, im letzten Moment legte er quer auf Jannik Lehmann – dieser drückte den Ball letztlich nur noch über die Linie. Die Verlängerung war zum Greifen nah, doch dieser Spielfilm hatte seinen Höhepunkt noch vor sich. Es lief bereits die dritte der ingesamt vier Nachspielzeitminuten – Elias Pörtzel verlagerte super die Seite auf rechts zu Justin Stelzner, von der Außenlinie zog er an mehreren Gegenspieler vorbei in Richtung Strafraum, sah den besser postierten Elia Pohl und der Kapitän schob den Ball aus 11 Metern zum 3:2 ein. Was dann passierte, kann man einfach nicht in Worte fassen – es war Ekstase pur – großer Jubel, wo man nur hinschaute im weiten Panitzscher Rund. Eine letzte Ecke von Eilenburg wurde auch noch verteidigt und danach war Schluss!
Unglaublich – solche Geschichten schreibt nur der Fußball – für solche Momente arbeitet man Woche für Woche hart im Training! Viele lagen einfach nur völlig erschöpft auf dem Boden, andere nahmen sich vor Freude in die Arme und manche vergossen sogar vor lauter Emotion die ein oder andere Träne.