Bevor es einige Akteure in der neuen Woche über den großen Teich zur Premiere des neuen Bundestrainers zieht, stand für die Jungs von PaBo-Coach Thomas Wedemann am vergangenen Samstag noch das Duell des 7. Spieltags gegen den FSV Krostitz an. Dass Wedemann gegen die USA und Mexiko selbst nicht an der Seitenlinie stehen wird, hat dieser mittlerweile, wenn auch zähneknirschend, verdaut. Vielmehr galt es, die Partie gegen den schlecht gestarteten, jedoch durchaus ambitionierten Kontrahenten aus dem Bierdorf bestmöglich vorzubereiten, um nach den drei Siegen in Serie im Idealfall direkt den vierten folgen zu lassen.
Im zuletzt so erfolgreichen 4-1-4-1 starteten die Blau-Gelben die Mission nächster Heimsieg. Mit Tim Fischer, Florian Hertwig, Tony Kaiser und Aron Winkler spülte es im Vergleich zur Vorwoche in Schenkenberg vier neue Spieler in die Startelf. Neben Karl Remler (gesperrt), Sebastian Rau (Arbeit) und Yannick Maudrich (unterstützte aktiv die 2. Mannschaft – diese feierte im Vorspiel per 5:2 den ersten Stadtklasse-Saisonsieg), nahm diesmal neben Paul Aps unter anderem auch wieder Tim Fröhlich auf der hochwertig besetzten Bank Platz. „Hansdampf in allen Gassen“ Julian Stelzner rückte zudem wieder auf seine angestammte Position vor der Viererkette.
Allerdings hatten die Gastgeber zunächst einige Schwierigkeiten in die Partie zu finden. Die Krostitzer ließen den Ball in der Anfangsphase gefällig laufen und es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Möglichkeiten ergaben. Konnte Enrico Hentschel einen starken FSV-Angriff letztlich aus kürzester Entfernung noch reaktionsschnell entschärfen, war es nur zwei Minuten später dann leider doch so weit. Gäste-Sturmtank Luis behauptete das Leder am Sechzehner gleich gegen mehrere PaBo-Akteure, von denen keiner mit der nötigen Aggressivität zu Werke ging. Luis drehte sich und schlenzte das Spielgerät zur Krostitzer Führung ins lange Eck (13.).
In der Folgezeit konnten die Hausherren das Spiel trotz des Rückstands mehr und mehr ausgeglichen gestalten. Zwar hatten die Gäste auch weiterhin deutlich öfter den Ball. Allerdings wurde man selbst nun auch im Umkehrspiel deutlich mutiger und gefährlicher. Als Aron Winkler nach rund einer halben Stunde über die linke Seite anzog und mustergültig in die Mitte flankte, köpfte Marco Weichert zum vermeintlichen Ausgleichstreffer ein. Leider war die Fahne des Assistenten oben. Zweifelhafte Entscheidung. Weiterhin recht ausglichen, gab’s bis zum Pausenpfiff keine nennenswerten Gelegenheiten mehr, so dass die Gäste mit einer knappen Führung in die Pause kamen.
Trainer Thomas Wedemann fand in der Kabine die richtigen Worte und prophezeite darüber hinaus ziemlich exakt den weiteren Verlauf sowie den schlussendlichen Ausgang der Partie. Noch mehr Mut und Risikobereitschaft wurden eingefordert. Und genauso ging’s mit Wiederanpfiff auch los. Eine Eingabe von Aron Winkler ließ Kapitän Weichert im Zentrum mit der Brust auf Collin Weber abtropfen. Der Linksfuß nahm direkt Maß und drosch die Kugel unweit der Strafraumgrenze zum 1:1-Ausgleichstreffer unters Krostitzer Dach (49.). Erster Landesklasse-Treffer für den Jungspund.
Dass beide Mannschaften hier mehr vor hatten als den einen Punkt einzufahren, war fortan nicht zu übersehen. Es wurde um jeden Millimeter verbissen gefightet, in nahezu jedem Zweikampf ging’s ordentlich zur Sache. Bei aller Intensität blieb es allerdings weitestgehend fair, so dass der Unparteiische nur selten rigoros eingreifen musste. Die Gäste erzwangen allerhand Standards, blieben dabei gegen aufopferungsvoll verteidigende Hausherren jedoch fast ausnahmslos zweiter Sieger. Die Gastgeber schalteten immer wieder gefährlich in den Kontermodus und hätten beispielsweise nach klasse Spielzug über Marco Weichert und Elia Pohl durchaus die Führung verdient gehabt.
Mit Paul Aps und Tim Fröhlich brachte das Trainerteam frisches Blut ins Spiel und bewies dabei genau den richtigen Riecher. Setzte der erstgenannte Sommer-Neuzugang zehn Minuten vorm Ende den Ball aus wenigen Metern zum Erstaunen aller zunächst nur an den Pfosten, überschlugen sich die Ereignisse kurz darauf nahezu. Zunächst donnerte der aufgerückte Tim Fischer den Ball an den Querbalken, kurz zuvor wurde Florian Helbig durchaus strafstoßwürdig umgerempelt. Gegen mittlerweile zu Recht dezimierte Gäste (Rot für Luck nach Notbremse als letzter Mann), setzte der ebenfalls eingewechselte Adrian Herrmann einem weiten Ball energisch nach und somit die FSV-Defensive an deren Strafraum entscheidend unter Druck. Nutznießer war Tim Fröhlich, der die Kugel mit links über den zur Hilfe eilenden Krostitzer Schlussmann ins Netz bugsierte – 2:1 in der 94. Spielminute! Ausgerechnet Fröhlich. Extase. Jubeltraube. Geil. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.
Logischerweise setzten die Krostitzer in der verbleibenden Zeit nochmal alles auf eine Karte. Mehr als ein weiter Ball in den Strafraum kam dabei nicht heraus. Vielmehr flog ihnen dieser in der allerletzten Minute zur endgültigen Entscheidung komplett um die Ohren. Enrico Hentschels Abschlag fand den Weg zu Paul Aps, der diesmal cool blieb und aus spitzem Winkel zum umjubelten 3:1-Endstand vollendete (90.+5). Wow, was für ein Ritt!
Auch dem letzten (teilweise zu Recht) kritischen Anhänger sollte am Samstag klar geworden sein, dass da eine Mannschaft auf dem Platz steht, in der jeder für jeden alles gibt. Nach drei Pleiten zum Auftakt und reichlich Gegenwind so zurück zu kommen, ist definitiv aller Ehren wert – und dass es nur gemeinsam geht, hat die PaBo-Familie an diesem Wochenende eindrucksvoll unter Beweis gestellt!
Weiter geht’s nach der eingangs erwähnten Pause am 21.10. (15 Uhr) mit dem nächsten Heimspiel gegen den strauchelnden Sachsenliga-Absteiger Blau-Weiß Leipzig. Mit dem Spirit der letzten Wochen sollte auch da definitiv was drin sein für die Wedemänner. mw
PaBo: Hentschel – Helbig, Fischer, Pohl, F. Hertwig – Julian Stelzner – Justin Stelzner (64. Aps), Weber (90.+4 Beckert), Kaiser (76. Fröhlich), Winkler (70. Schäfer) – Weichert (C) (86. Herrmann)
Tore: 0:1 Luis (13.), 1:1 Weber (49.), 2:1 Fröhlich (90.+4), 3:1 Aps (90.+5)
Schiedsrichter: Nick Moßig
Assistenten: Christian Franke, Wolfgang Winkler
Zuschauer: 100